Heute geht es um eine Kamera, die technisch gesehen zu den Anfängen der Fototechnik zurückführt. Es handelt sich um eine Lochkamera. Auf Englisch nennt man diese Art von Kameras «pinhole camera», was wörtlich «Nadelloch-Kamera» bedeutet. Damit wird eine sehr wichtige Eigenschaft dieser Kameras ausgedrückt, nämlich die Tatsache, dass die Öffnung, durch welche das Licht eintritt, sehr klein ist. Licht zwängt sich durch ein Loch "Camera obscura", der lateinische Ausdruck für “Dunkelkammer”, steht für ein visuelles Phänomen, das bereits in der Antike beschrieben wurde. In einem dunklen Raum, in welchen durch ein kleines Loch Licht eintritt, erscheint auf der dem Loch gegenüberliegenden Seite ein Abbild der Aussenwelt. Dieses Abbild steht allerdings auf dem Kopf und ist seitenverkehrt. Entscheidend ist die kleine Lichtöffnung. Jeder Lichtstrahl, der von aussen in das Loch eintritt, wird so gebündelt, dass er sich nicht mit einem anderen Lichtstrahl überlappen kann. Dadurch ist es möglich, dass eine Projektion entsteht. Das Prinzip der Camera obscura wurde verwendet, um perspektivisch korrekte Zeichnungen anzufertigen. Dazu behalf man sich transportabler Dunkelkammern. Sie wurde auch verwendet, um Ereignisse auf der Sonne zu beobachten, was mit blossen Augen ja nicht möglich ist. Die Lochkamera funktioniert nun genau wie die Camera obscura, einfach mit dem Unterschied, dass die gegenüberliegende Wand durch den lichtempfindlichen Film ersetzt ist. Wieso braucht es trotzdem Objektive? Man könnte nun die Frage stellen, weshalb in der Fotografie Objektive verwendet werden. Zum einen hat das mit der Lichtstärke zu tun, die auf den Film trifft. Natürlich ist diese sehr viel kleiner als bei der Verwendung eines Objektives. Mit einer Lochkamera muss man lange belichten, da die «Blende» sehr klein ist. Ein Objektiv sammelt also Licht ein, daneben hilft es aber auch, eine Bildschärfeebene zu definieren. Bei einer Lochkamera ist es nicht möglich, auf ein bestimmtes Objekt scharf zu stellen. Das gesamte Bild ist gleichmässig mehr oder weniger scharf, wie die Beispielbilder am Schluss zeigen werden. Die verwendete Kamera Die Firma Zero Image hat ihren Standort in Hong Kong und produziert seit 1999 Lochkameras für die verschiedensten Filmformate. Ich verwende eine Kamera für Mittelformatfilm. Bevor man den Film lädt, muss man sich entscheiden, welches Format man verwenden möchte, es sind nämlich vier verschiedene Formate möglich: 6 x 4.5, 6 x 6, 6 x 7, 6 x 9. Man stellt das durch das Versetzen der Seitenwände ein. Im Bild ist das Format 6 x 6 eingestellt. Film laden und Filmtransport erfolgen natürlich von Hand. Das folgende Bild zeigt die Kamera von vorne, mit geschlossenem «Verschluss». Indem man den Schieber nach links zieht, wird das «Pinhole» dem Licht ausgesetzt. Aber wie lange muss man belichten? Dazu hat die Kamera auf der Rückseite einen «Rechenschieber». Dazu empfiehlt sich die Nutzung eines Belichtungsmessers. Man misst diese und stellt den gemessenen Blendenwert auf dem inneren Ring der Verschlusszeit auf dem äusseren Ring gegenüber.
Die Verschlusszeit der Lochkamera kann man nun gegenüber dem Blendenwert f/250 ablesen (der tatsächliche Blendenwert ist f/235). Beispiel: f/5.6 und 1/500 Sekunde ergibt f/235 und 4 Sekunden Eine Stoppuhr hilft dann bei der Belichtung von 4 Sekunden. Meine Erfahrungen Das Fotografieren mit einer Lochkamera verlangsamt nicht nur das Fotografieren an sich durch die manuellen Schritte, sondern auch die Verschlusszeiten deutlich, deshalb ist man immer auf ein Stativ angewiesen. Durch die längeren Verschlusszeiten verschwinden bewegte Objekte. Will man also den Bundesplatz ohne Personen fotografieren, dann wäre diese Kamera meine erste Wahl. Gleichzeitig erhält man einen Eindruck davon, wie rudimentär die ersten Fotos entstanden sind. Die heute noch existierende älteste Fotografie stammt aus dem Jahre 1826 und wurde vom Franzosen Joseph Nicéphore Niépce ebenfalls mit einer Lochkamera belichtet. Damals war das Trägermaterial nicht so lichtempfindlich wie die späteren Filme, weshalb er mehrere Stunden belichten musste. Eine Lochkamera wird am ehesten in der Landschaftsfotografie oder für Gebäude eingesetzt. Da eine visuelle Kontrolle des Bildausschnittes fehlt, weiss man nicht wirklich, was final auf dem Bild zu sehen ist. Man richtet die Kamera ungefähr auf das Objekt und hofft das Beste. Die Bilder Diese ersten Versuchsbilder sind beim Schloss Landshut in Bätterkinden entstanden, im Herbst vor einem Jahr. Für mich haben sie eine traumhafte Anmutung, ausgelöst durch die Unschärfe.
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