Fotoblogs behandeln oft Themen rund um Kameras. Tatsächlich ist der Einfluss des verwendeten Objektivs aber viel deutlicher auf den Fotos zu sehen als das Kameramodell. In diesem Blog geht es um ein Objektiv, das eine interessante Geschichte hat. Das Sonnar 5 cm, 1:1.5 Der Begriff «Sonnar» findet sich seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts immer wieder auf Objektiven verschiedener Hersteller und bezieht sich natürlich auf die Sonne als Lichtspenderin. Das Objektiv wurde durch den deutschen Optikkonstrukteur Ludwig Bertele (1900 – 1985) für die Firma Carl Zeiss gerechnet. Er hatte den Auftrag, ein lichtstarkes Objektiv für die Contax, die damalige Konkurrentin der Leica, zu entwickeln. Leica verwendete Standardobjektive mit der grössten Blende 1:3.5. Da die verfügbaren Filme nicht sehr lichtempfindlich waren, ermöglichten grosse Blendenöffnungen mehr Einsatzmöglichkeiten. Die Sonnare blieben bis ungefähr 1945 vielen ihrer Konkurrenten überlegen was Lichtstärke, Auflösung und Kontrast betraf (Quelle: Wikipedia), eine Aussage, die ich selbst nicht überprüft habe. Ein Objektiv ohne Herstellerbezeichnung? Das hier dokumentierte Objektiv ist deshalb besonders, weil es erstens das Leica Schraubbajonett aufweist und zweitens keine Herstellerbezeichnung hat. Man schätzt die Herstellung auf das Jahr 1947. Wo es hergestellt wurde und in wessen Auftrag, ist nicht bekannt. Ich kann mir gut vorstellen, dass in Deutschland in den Nachkriegswirren Aktivitäten stattfanden, die sich später nicht mehr zurückverfolgen liessen. Wie alle Objektive für Leica ist das Sonnar klein (Länge und Durchmesser ca. 5 cm) und leicht (230 gr.) Die Konstruktion ist vollständig aus Metall gefertigt und fühlt sich entsprechend wertig an. Der Blendenring ist gut gedämpft, der Fokusring läuft sehr leicht, entsprechend verstellt er sich leicht. Die Gläser sind nach wie vor klar, natürlich haben sie Staubeinschlüsse nach so langer Zeit. Auf die Fotos hat das aber keinen Einfluss. Was ist Vintage an einem Objektiv? Es gibt eine unüberschaubare Zahl an manuellen Objektiven, die auf alte Berechnungen zurückgehen wie dieses Sonnar, und die man ohne weiteres mit einem Adapter an modernen Systemkameras verwenden kann. Auf Youtube findet man Enthusiasten, die jeweils den «Vintage-Look», den Charakter dieser Objektive loben. Interessant finde ich, dass es gerade die Unvollkommenheiten sind, die zu diesen Aussagen führen. Zum Glück gibt es für diese Objektive keine automatischen Software-Korrekturen, wie das bei den modernen Objektiven der Fall ist. Man kann sich fragen, weshalb die Käufer viel Zeit und Geld in den Kauf von modernen Objektiven stecken und dann in Lightroom die «Fehler» mittels Software ausbügeln. Ich bin der Meinung, dass man da gleich mit dem Kamera-Phone knipsen kann. Im Einsatz auf den Strassen Berns Ich habe das Objektiv an zwei digitalen Leicas in Bern ausgeführt; an der M10 Monochrom (CMOS-Sensor mit 40.1 Megapixel) und der M9 Monochrom (CCD-Sensor mit 18 Megapixel). Natürlich kann das Objektiv heutigen Modellen nicht das Wasser reichen. Offenblendig sind Schärfe und Kontrast nicht wirklich gut, ab ungefähr Blende 4 wird es merklich besser. Die Schärfe fällt gegen den Bildrand deutlich ab. Was die Kamerasensoren betrifft, so war ich zunächst skeptisch, ob das Objektiv mit einem 40 MP-Sensor zurechtkommt. Aber, so finde ich, es hat sich gut geschlagen. Die Bilder aus der M9 haben eine etwas weichere Anmutung, die eher in Richtung Film tendiert. Hier spielt sicher die Sensortechnologie eine grössere Rolle als der kleinere Pixelwert. Bilder Leica M10 Monochrom Bilder Leica M9 Monochrom
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